Zweenfurth: Wie steht’s um den Anschluss?

Auf den ersten Blick ist Zweenfurth verkehrsgünstig gelegen. Der Ort ist gut ans Straßennetz angebunden, liegt an der Bahnstrecke nach Coswig und wird von den Buslinien 172 und 684 angefahren. Doch der zweite Blick offenbart eine andere Situation. Ohne eigenes Auto oder eine Mitfahrgelegenheit ist es um die Mobilität schlecht bestellt. Die Bahn sorgt zwar mit schöner Regelmäßigkeit für geschlossene Schranken, aber hält in Zweenfurth nicht. Und die beiden Buslinien? “Das ist für mich kein überschaubarer Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz”, fasst Dr. Matthias Schütze aus Zweenfurth die jetzige Situation zusammen. Er hat an Wochentagen zwischen 6.30 und 16 Uhr insgesamt 16 Busfahrten ab Zweenfurth (Schuttplatz) gezählt, allerdings fahren nur neun dieser Busse auf kürzestem Weg für 1,60 Euro zum Borsdorfer Gymnasium, andere fahren über Beucha (1,90 Euro) oder Engelsdorf (3,40 Euro). Dass bei diesen Rundreisen eine Menge Zeit vergeht, sei nur am Rande erwähnt. Über die Situation am Wochenende sei der Mantel des Schweigens gedeckt. Deshalb hat Dr. Matthias Schütze sich seit Jahren für eine ÖPNV-Anbindung eingesetzt, die diesen Namen auch verdient.

Als Ende Mai die “alte” CDU-Fraktion des Borsdorfer Gemeinderates das Thema erneut aufgriff und einen entsprechenden Antrag stellte, liefen sie bei Dr. Schütze damit die sprichwörtlichen offenen Türen ein. “In der Sache unterstütze ich daher den Antrag der CDU-Fraktion und würde mich freuen, wenn es dem neuzuwählenden Gemeinderat gemeinsam mit dem Bürgermeister gelingt, Zweenfurth an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden.”

Gegenstand des Antrages ist der Stadtbus Brandis als Linie 640 im Stundentakt von Brandis aus durch das Gewerbegebiet nach Beucha fahren wird. “Von dort bis zur Feuerwehr Zweenfurth sind es nur 1,3 Kilometer”, machte Gemeinderätin Katharina Wagner deutlich.” Wenn es eine Chance gibt, Zweenfurth durch Überwindung dieser geringen Entfernung im Stundentakt an den ÖPNV anzubinden, muss sich die Gemeinde Borsdorf dafür einsetzen.” Durch das kleine “Häkchen” über Zweenfurth würde sich die Fahrzeit der Busse nur minimal verlängern, dafür würde den rund 1.000 Zweenfurthern ein attraktives Nahverkehrsangebot eröffnet. Das ist umso wichtiger, da Borsdorf ja schon länger die interkommunale Zusammenarbeit mit Brandis pflegt, so z.B. beim Standesamt.

Gemeinderat Ingo Graupner, dessen Autohaus sich im Brandiser Gewerbegebiet befindet, hat sich schon 2015 mit dem Thema Stadftbus befasst. Bei einer Info-Veranstaltung im Vorfeld dieses Projektes sprach er auch die Anbindung von Zweenfurth an. Im Februar 2016 schickte er eine Potentialanalyse an den Mitteldeutschen Verkehrsverbund, aus der hervorging, dass schon die Mitarbeiter des Autohauses zu den Nutzern der Buslinie zählen könnten.

Aus dem Borsdorfer Rathaus kam zum Antrag der CDU-Fraktion ein positives Signal. In einem Schreiben an alle Gemeinderäte stellt Bürgermeister Ludwig Martin fest: “Der Stadtbus wird im Rahmen des ÖPNV des Landkreises betrieben. Wir werden uns an den Landkreis wenden und um Prüfung bitten, ob diese Streckenänderung möglich ist.”   André Dreilich

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