Leise rieselt der Krebs: Noch immer gibt es jede Menge Asbest in Borsdorf und Umgebung

Beim Stichwort Asbest klingeln bei den meisten Menschen die Alarmglocken. Das war auch so, als parthenspatz.de kürzlich über eine geborstene Wasserleitung aus Asbestzement informierte. Eine Leserin fragte besorgt nach den von diesem Material ausgehenden Gefahren. Entwarnung: Das durch derartige Röhren gelieferte Wasser kann bedenkenlos getrunken werden. Gefahr droht jedoch, wenn Asbestfasern beim Sägen bzw.  Schleifen oder aber durch die Verwitterung von Baustoffen freigesetzt und eingeatmet werden. Vor rund 120 Jahren wurde die Asbestose als Krankheit entdeckt, vor 75 Jahren wurde Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastungen als Berufskrankheit anerkannt. Seit 1995 gilt in Deutschland ein generelles Asbestverbot.

Doch verschwunden ist das gefährliche Material deshalb noch lange nicht. Kein Wunder, denn der aus dem Altgriechischen stammende Name Asbest bedeutet „unvergänglich”. Asbest findet sich versteckt in alten Elektrogeräten, in Omas Topfuntersetzer ebenso wie in ihrem bröckelnden Ofenschirm und in so mancher Dichtung oder Uraltbremsbelägen. Wer mit offenen Augen durch Borsdorf, Panitzsch und Zweenfurth geht, entdeckt die Altlasten aber auch in aller Öffentlichkeit: Unter der Bezeichnung Eternit bzw. Baufanit wurden asbesthaltige Wandverkleidungen und Dachelemente („Wellasbest”) in großen Mengen verbaut und zieren bis heute viele Lauben, Garagen, Schuppen usw. Das Foto über diesem Beitrag ist übrigens an einem Fußweg mitten in Borsdorf entstanden …

Wenn dieses Material verwittert, werden nach und nach geringe Mengen an Fasern freigesetzt. Gefährlich wird’s, wenn die Platten geschrubbt oder mechanisch bearbeitet werden oder wenn beim Abriss von Gebäuden keine sachgemäße Entsorgung erfolgt. Wer sein altes Schuppendach oder den Sichtschutz erneuern will, sollte sich vorher Gedanken über die Entsorgung machen. Verschiedene Firmen bieten diese Leistung an. Kostengünstiger geht es, wenn der Schadstoff in Eigenregie luftdicht verpackt und auf der Deponie Cröbern entsorgt wird. Dann sind knapp 110 Euro je Tonne (Stand 2019)  zu berappen.     André Dreilich

Übrigens: In grauer Vorzeit waren Artikel aus Asbestfasern durchaus ein Statussymbol. Von Karl dem Großen ist überliefert, dass er mit einem aus Asbest gefertigten Tafeltuch anzugeben pflegte, indem er es zur Reinigung ins Feuer warf …

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