Volles Haus bei der Borsdorfer Ortswehr – hohe Belastung durch Einsatzgeschehen

Pech für die Einsatzfahrzeuge: Während in der beheizten Fahrzeughalle der Ortsfeuerwehr Borsdorf am 3. Februar 2018 die Jahreshauptversammlung stattfand, mussten sie “draußen” warten. “Drinnen” erlebten die Kameraden* der Wehr sowie die zahlreich erschienenen Gäste eine gut organisierte Veranstaltung, bei der sich Ortswehrleiter Jens Beckmann auch von kleineren technischen Pannen nicht verunsichern ließ. Und natürlich kam auch das Thema “Keine Pflicht zum Ehrenamt” auf den Tisch.

(* Wegen besserer Lesbarkeit und weil er es doof findet, verweigert sich der Verfasser dieser Zeilen der politisch korrekten Genderei. Es mögen sich dennoch alle möglichen Geschlechter und Geschlechterinnen angesprochen fühlen. Oder auch nicht.)

“Das Jahr 2017 hat ereignisreich zugeschlagen”, resümierte Jens Beckmann bei seinem Rückblick aufs Einsatzgeschehen der Borsdorfer Ortswehr. Die Kameraden rückten zu insgesamt 46 Einsätzen aus, was summa summarum eine Einsatzbelastung von 695,1 Stunden ergab. Von den sonst dominierenden Hilfeleistungen gab es im vergangenen Jahr 17, so z.B. bei einem Verkehrsunfall auf der B6, bei der Bomdendrohung im BTZ Borsdorf, aber auch Türöffnungen, Rettung aus Aufzügen usw. Gleich dreimal rückte die Wehr zu Sturmeinsätzen aus.

Mit insgesamt 29 Brandeinsätzen waren die Kameraden intensiv gefordert. Auch wenn sich 22 davon als Fehlalarme erwiesen (“Es ging nicht nur um die Gemeinschaftsunterkuft, Fehlalarme gab es auch in der Panitzscher Kirche und bei den Umas”), ging’s für die Einsatzkräfte mehrfach ans Limit, denn auch bei einem Fehlalarm ist die Nacht vorbei …

Derzeit gehören der Borsdorfer Ortswehr 53 Kameraden an, davon 22 Männer und eine Frau im aktiven Dienst. In der Kinder- und Jugendabteilung erlernen 12 Jungen und vier Mädchen das “Feuerwehrhandwerk”, der Ehren- und Altersabteilung gehören 14 Kameraden an. Insgesamt leisteten die Angehörigen der Wehr im vergangenen Jahr 3.158 Dienststunden (zzgl. Einsätze). “Wir haben leider die 3.000 geknackt”, kommentierte der Wehrleiter diese Zahl.

Rot statt grün: die alte neue Gulaschkanone. Fotos: André Dreilich

Bei der verfügbaren Technik und Ausrüstung sieht es überwiegend gut aus. Die von der Gemeinde Borsdorf angeschaffte neue Einsatzkleidung hat sich bereits gut bewährt, so Jens Beckmann, und wohl auch für neidische Blicke von den Kameraden anderer Wehren gesorgt. Die Umrüstung auf Digitalfunk ist abgeschlossen, das neue System ist nach einigen Anfangsschwierigkeiten im Einsatz. An Bestand der Einsatzfahrzeuge hat sich 2017 nichts geändert; nur der betagte Tankwagen bereitet den Kameraden Bauchschmerzen, da sich sein Lenkgetriebe “gemeldet” hat. Ein anderes Problemkind hingegen ist geheilt: Die aus dem Jahr 1983 stammende NVA-Gulaschkanone, die sich schon bei einer Reihe von Einsätzen bewährt hat, ist dank 397 Stunden ehrenamtlicher Arbeit ein sehenswertes Schmuckstück geworden, das nun auch den geltenden Anforderungen entspricht.

Mit Olivia Bier, Marcel Vogler und Mauro Hempel wurden gleich drei Neuzugänge in den Reihen der Einsatzabteilung begrüßt. Applaus gab es auch für Sven Werner, der zum Löschmeister befördert wurde. Gleich fünf Kameraden wurden für 20jährigen Dienst in der Ffw geehrt. Offen blieb mangels Anwesenheit des Kandidaten die Aufnahme von Dr. Hans-Peter Schmidt (HWK Leipzig) als erstes Ehrenmitglied.

Sven Werner (l.) wurde zum Löschmeister befördert.

In seinem von vielen Anwesenden mit Spannung erwarteten Grußwort dankte Bürgermeister Ludwig Martin den Kameraden für die 2017 geleistete Arbeit. Einerseits gebe es mit den Asylbewerbern im Ort wenig Probleme, andererseits klagte er über die von der Gemeinschaftsunterkunft ausgehenden Fehlalarme “… wegen einer Brandmeldeanlage, die wir nicht wollten.” Für den im April in Borsdorf stattfindenden Landesschützentag bat er die Kameraden um tatkräftige Unterstützung. Martin gratulierte den Kameraden zu ihrer guten Kinder- und Jugendarbeit und wünschte den Einsatzkräften stets gesunde Heimkehr.

In der Diskussion sprach Kamerad Felix Rothbarth ein Thema an, das vielen Angehörigen der Wehr auf den Nägeln brannte. Er erinnerte an die Bedeutung des Ehrenamtes und sprach sich über eine bessere Anerkennung auf Landesebene aus (Stichwort: Feuerwehrrente). Und er fragte nach einer Äußerung des Bürgermeisters bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Auf eine Bürgeranfrage, ob die Gemeinde den Kameraden eine Aufwandsentschädigung zahle, hatte Ludwig Martin korrekt mit “Nein” geantwortet und die Verfahrensweise ausführlich erläutert. Seine abschließende Bemerkung, dass niemand die Kameraden zu ihrer Tätigkeit zwinge, sorgte für viel Aufregung.

Der Bürgermeister machte deutlich, dass seine Antwort in einem LVZ-Artikel reißerisch aufgemacht und aus dem Zusammenhang gerissen worden sei. Er sparte nicht mit Kritik an Veröffentlichungen via Facebook und nannte die laufende Kampagne “eine Frechheit” und “ehrenrührig”. Jens Beckmann betonte, dass ein gegen den Bürgermeister gerichtetes Posting nichts mit den aktiven Kameraden der Wehr zu tun habe. Gemeinderat Claus Wüsteneck schaltete sich in die Diskussion ein und stärkte dem Bürgermeister den Rücken. Einen Schlussstrich unter die Debatte zog Gemeinderätin Ulrike Wagner-Kehe: “Es war unglücklich formuliert; wir sollten’s jetzt dabei bewenden lassen.” Schlussapplaus.   -ad

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