Massive Kritik äußerte Petra Liedke Ende Mai an der Nutzung des neuen Borsdorfer Marktplatzes. In der Bürgerfragestunde zu Beginn der letzten Gemeinderatssitzung vor der Wahl wollte die Borsdorferin wissen, weshalb der teuer umgestaltete Marktplatz nun als Parkfläche genutzt werde. Das sei doch anders angekündigt worden. „Wenn dort nur Autos stehen, hätte der Marktplatz auch bleiben können wie früher.“
Mit ihrer Kritik steht Petra Liedke nicht allein. Bei der Einweihung des Marktplatzes Ende 2018 hatte Bürgermeister Ludwig Martin verkündet, dass das investierte Geld gut angelegt sei. „Der Markt soll ein Ort der Begegnung für alle Menschen sein.“
Doch sieht man von den Jugendlichen ab, die auf den Bänken am Brunnen sitzen, um den freien Wlan-Zugang zu nutzen, begegnen sich auf dem edel gestalteten Marktplatz derzeit vor allem die Autofahrer, die ihre Pkw dort abstellen. Die Anwohner blicken zumindest tagsüber auf ein bunt verblechtes Kleinod. Während bei einer Bürgerversammlung im Mai 2017 von Flächen für maximal 22 Pkw im südlichen Teil des Marktplatzes die Rede war, wird auf dem Areal derzeit vor allem tagsüber jede verfügbare Fläche zum Parken genutzt. Die Fahrzeuge stammen vor allem von Pendlern, die morgens in die S-Bahn steigen, am Nachmittag zurückkommen und zwischenzeitlich zum Nulltarif in Borsdorf parken. Gegen Abend lichtet sich das Belch, dafür kommen einige gelbe Farbtupfen hinzu: Auch DHL hat den Borsdorfer Markt für seine Zustellfahrzeuge entdeckt (s. Foto).
Die Parkplatznutzung soll allerdings kein Dauerzustand werden. Schon bei der Veranstaltung vor zwei Jahren hatte der Bürgermeister betont, dass es nicht die Aufgabe der Gemeinde sei, auf dem Markt Stellflächen für Pendler bereitzustellen. „Wir favorisieren das Parken am Bahnhof und haben deshalb in der neuen Güterladestraße auch entsprechende Bereiche vorgesehen. Außerdem sind wir in Verhandlung mit der Deutschen Bahn, um Flächen rechts und links vom Bahnhof zu kaufen. Aber bei der Bahn geht’s nicht so schnell“, erläuterte Martin im Gemeinderat. Und bis dahin wird auf dem teuren Granitpflaster rund um Brunnen, LED-Stelen und Klangspiel weiter geparkt, was das Zeug hält. Für lau. André Dreilich