Das war sie also, die zweite Auflage der Panitzscher Sommernacht. Eines vorweg: Den Machern der Veranstaltung, also den aktiven und kreativen Mitgliedern des Vereins „Panitzsch(er)leben – gestern-heute-morgen“ e. V. (es soll auch andere geben) gebührt ein Riesenlob für ihre Leistung. Allen Querelen und Befindlichkeiten zum Trotz haben sie mit viel Arbeit und ehrenamtlichem Engagement etwas auf die Beine gestellt, das Anerkennung und Wiederholung verdient. Nun fiele es dem berichtenden Schreiberling leicht, routiniert über eine euphorischberauschende Sommernacht zu schwadonieren (und andere werden das sicher tun), über frenetischen Beifall und vor Begeisterung jauchzende Besucher, die erst gegen 4 Uhr morgens beseelt den Heimweg antraten.
Und warum tut der Schreiberling das nicht? Weil’s nicht so war. Die Panitzscher Sommernacht Nummer 2 war im besten Sinne „nett“. Bei perfektem Sommerwetter drängten ab 18 Uhr nach und nach ca. 200 Neugierige zur Bühne. Irritationen gab es gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen war der Wirt des nahen „Waldkaters“ not amused über die ihm bis dato unbekannte Veranstaltung mit Ausschank und Grill in Schnupperweite seines Freisitzes. Sicher, man musste es ihm nicht sagen, aber man hätte es tun können und vielleicht auch sollen (Edit: Hierzu gibt es aus der Orga widersprüchliche Angaben. Lt. Katharina Wagner wurden sowohl „Waldkater“ als auch „Sparta“ informiert.). Zum anderen ertönte gelindes Murren, als deutlich wurde, dass die Veranstaltung allen Ankündigungen zum Trotz erst 19 Uhr beginnen würde. Einer nahm’s realistisch und stellte fest „Da setzen die Organisatoren wohl dies Jahr mehr auf den Getränkeumsatz.“ Und der war gut, Sommer sei dank. Steak und Bratwurst waren reichlich vorhanden und lecker. Angesichts der Temperaturen war auch das Panitzscher Eistaxi gut unterwegs.
Nach einer nicht ganz kurzen Einführung durch Vereinschef Dr. Matthias Schwarzmüller (Ohje, der Mann sprach sogar schon vom Weihnachtsprogramm; wie die Zeit doch rennt) startete das Programm mit Livemusik von „Übertaktet“. Das Trio war während des Abends mehrfach zu hören, da lohnten sich die 600 km Anreise. Die Musiker bezogen auch vier junge Panitzscherinnen ins Programm ein; das vorgetragene Popellied wurde mit viel Applaus bedacht. Ob die (virtuos vorgetragene) Musik mit einem Hauch von Folk die perfekte Wahl für einen fröhlichen Sommerabend war, darf hinterfragt werden.
Begeisterung kam beim eigentlichen Programm auf. „Erna“ lästerte angesichts der Panitzscher Glasfaserentwicklungshilfe für Borsdorf über den ungeliebten Rathausort, Bauer Lindemann erinnerte angesichts der dräuenden B87n an den Dunklen Wiesenknopfameisenbläuling und das sechsköpfige Darstellerteam des neu interpretierten Aschenputtels heimste so manchen Lacher (und sicher auch Muskelkater in den Oberschenkeln vom Kniebeugexzess) ein. Temporeich gaben die Gymnastikdamen des SV Panitzsch-Borsdorf 1920 e.V. Proben ihres Könnens. Sie erhielten für diesen Auftritt sehr viel Applaus; die Gruppe sucht übrigens noch Mitstreiter. Dass die Panitzscher Liedertafel den Anwesenden warumauchimmer kurzfristigst die Gunst ihres Auftrittes entzog, fiel angesichts dieser Vielfalt nicht auf.
Und warum nun nur „nett“? Irgendwie waren es wohl die Lücken zwischen den sehr sehens- und hörenswerten Programmteilen, die „Länge“ sorgten. So ließ es sich am teelichtbeleuchteten Tisch gut mit den Nachbarn schwatzen, aber das geht auch auf der heimischen Terrasse oder im Biergarten. Das mag dazu beigetragen haben, dass sich die Reihen entlang der Biertische mit der Zeit deutlich leerten. Wie viele Fans den DDR-Kultfilm „Heißer Sommer“ schließlich noch im Park erlebten, vermag der Schreiberling nicht zu sagen, denn auch er zog es vor, den „Abbasacker“ anderenorts zu nehmen. André Dreilich