Wer hat’s erfunden? Also die Schweizer von Riiiicoolaaa waren es auf alle Fälle nicht. Der serbische Kurort Vrnjačka Banja nimmt für sich in Anspruch, die Quelle des Brauches zu sein. An der dortigen Liebesbrücke sollen schon im Ersten Weltkrieg Schlösser angebracht worden sein, um die ewige Liebe zu symbolisieren. Im ungarischen Pécs ist es ein Zaun, an den Pärchen seit den 80er Jahren ihre Liebesschlösser hängen. So richtig in Fahrt kam das Liebesschlösserunwesen durch die Verfilmung des Romans „Drei Meter über dem Himmel“ von Federico Moccia: Zwei Verliebte befestigen ihr Schloss an der Milvischen Brücke in Rom … Seitdem hat der Brauch weite Teile der Welt erobert, hundertausende Schlösser schnappten an allen erdenklichen Bauten zu. Inzwischen gibt es um die Schlösser reichlich Zoff, nachdem z.B. in Rom eine der Brückenlaternen unter der Liebeslast umgeknickt war. In Berlin sind die Schlösser sogar mittlerweile verboten; ein Verwarngeld soll verliebte Paare abschrecken. Soviel angedrohte Strenge entbehrt gerade in einer eher rechtsfreien Stadt wie Berlin nicht einer gewissen Putzigkeit … Dealer dürfen im Park in farbig markierten Bereichen ihren Geschäften nachgehen, doch Liebespaare sollen Strafe zahlen?
Diese Probleme haben wir in Borsdorf zum Glück nicht, jedenfalls nicht offensichtlich. Zum einen mangelt es im Ort an hinreichend attraktiven Brücken, die von Verliebten für ihre Zwecke genutzt werden können. Zum anderen scheint der Brauch im Ort noch nicht wirklich angekommen zu sein. Wobei … die blaue Fußgängerbrücke über die Parthe zwischen Panitzsch und Borsdorf ist in den letzten Jahren zum Geheimtipp für verliebte Schlossanbringer geworden. Und obwohl sie noch Jahrzehnte davon entfernt ist, unter der Last der Liebesschlösser zusammenzubrechen, könnte sie schon so manchen Geschichte erzählen … Zum Beispiel von einem Pärchen, das sich 2010 per Vorhängeschloss die ewige Liebe schwor. War ja wohl nix … und weil es beim gemeinsamen Anbringen des nächsten Schlosses mit der nächsten ewig geliebten Freundin peinlich werden könnte, wenn der eigene Name noch am Schloss nebenan zu lesen ist, mussten Hammer und Meißel helfen … das Schloss liegt jetzt neben dem Schlüssel in der Parthe, ein paar Kratzer und ein Rostfleck sind stumme Zeugen der amourösen Vergangenheitsbewältigung.
Aber ein paar neue Zeugen vermeintlich ewiger Liebe sind hinzugekümmen. Hoffentlich hat Püppi mehr Glück und kann das Schloss noch zur Silberhochzeit mit einem Lächeln anschauen. Apropos anschauen: Beim nächsten Spaziergang können Sie ja mal nach den Schlössern schauen … oder vielleicht selbst eines anbringen? André Dreilich