Die Borsdorfer Güterladestraße ist seit einigen Wochen „dicht“. Na gut, eigentlich ist das nichts Neues, denn sie war über Jahre hinweg für den Durchgangsverkehr gesperrt, was aber nur wenige Kraftfahrer davon abgehalten hat, die Rumpelpiste als Abkürzung von Borsdorf-Süd zum Steinweg zu nutzen. Doch nun ist die Straße wirklich „dicht“, denn sie wird bis zum Jahresende grundhaft erneuert. Rumpelpflaster ade? Nicht ganz …
Alles in allem soll der Ausbau der etwa 640 m langen Straße zwischen Gymnasium und Steinweg rund 900.000 Euro kosten. Ursprünglich waren 200.000 Euro weniger im Gespräch, aber in der Baubranche brennt die sprichwörtliche Luft und die Preise kennen nur eine Richtung: nach oben! Klar, man hätte eher bauen können, aber erst musste die neue Borsdorfer Zweifelderhalle fertig werden; und das dauerte … Immerhin gibt es für das Straßenbauvorhaben 40 Prozent Fördermittel.
Gebaut wird in zwei Abschnitten, damit die neue Sporthalle erreichbar bleibt und nicht zu Einsiedelei verkommt. Am ersten Abschnitt wird derzeit mehr oder weniger sichtbar gearbeitet. Er erstreckt sich vom Steinweg bis zur Halle, der zweite Abschnitt wird sich später anschließen und umfasst die längere Teilstrecke von der Halle bis zum Gymnasium. Wenn alles klappt, sich am Bau keine Überraschungen einstellen, der Winter erst 2020 beginnt und die nötige Portion Glück im Spiel ist, könnte das Vorhaben bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Anders gesagt: Das Frühjahr 2020 ist auch eine schöne Zeit, um die neue Straße zu eröffnen.
Über den Ausbau der Güterladestraße wurde im Vorfeld im Gemeinderat intensiv diskutiert. Das lag vor allem daran, dass die Straße nur im Prinzip komfortable 4,75 Meter breit sein wird. Direkt an der Halle wird sie mit 3,9 Metern deutlich enger sein, weil das gemeindeeigene Grundstück nicht genug Platz bietet. Über den Kauf der angrenzenden Fläche wird verhandelt, aber die Mühlen der Deutschen Bahn mahlen bekanntermaßen eher langsam. Bis dahin gilt: Begegnen sich am Borsdorfer Nadelöhr zwei Fahrzeuge, müssen sich deren Fahrer einigen. So geht Verkehrsberuhigung. Die ist auch notwendig, denn die neue Güterladestraße wird dank einer Bitumendecke nicht nur leiser sein als die alte, sondern sicher zum zügigen Fahren verführen. Ganz wird das alte Kopfsteinpflaster übrigens nicht verschwinden. Gemeinderat Tobias Uhlmann hatte angeregt, das historische Pflaster an geeigneter Stelle wiederzuverwenden. Bürgermeister Ludwig Martin bestätigte kürzlich im Gemeinderat, dass diese Anregung aufgegriffen wurde. Mal sehen, wo’s künftig rumpeln wird.
Durch den Straßenbau soll auch die von vielen Anwohnern kritisierte Parkplatzmisere rund um den Borsdorfer Bahnhof etwas entschärft werden. Dazu wird zum einen der Kreuzungsbereich am Gymnasium verändert, sodass dort bei der morgendlichen Kinderanlieferung etwas weniger Chaos entsteht. Parkmöglichkeiten für zehn Pkw werden im Umfeld des Tankstellenmuseums angelegt, 47 im Zugangsbereich der Fußgängerunterführung zum Bahnhof. Letztere werden etwas breiter als von der Norm gefordert sein, um den Pendlern das schrammenfreies Parken zu erleichtern. Außerdem erhält der Kleingärtnerverein „Reichsbahn“ einige Stellplätze; gewissermaßen als Trostpflaster für die im Zuge das Hallenbaus verschwundenen Flächen. André Dreilich