Na, Ostern gut überstanden? Ich habe das spatzenmäßig gute Wetter genutzt, um mal wieder ausgiebig meine Ländereien abzuflattern. Schön war’s. Angenehm warm und der Saharastaub stört uns Spatzen nicht, wir baden ja gern im Sand und so war’s beinahe wie eine Dusche. Am Sonnabend zog es mich magisch zur Trabrennbahn, wo ein paar meiner flattrigen Geschwister leben. Da war aber auch was los! Eine Menge Leute lief dort herum, darunter auffällig viele Kinder. Was für ein Geflatter … aaaä Gerenne … und Gekrähe. Normalerweise ist unsereiner dort unter sich, mal von ein paar anderen komischen Vögeln abgesehen. Aber am Sonnabend ging’s hoch her, so mit allerlei Spaß fürs Gemüt und jeder Menge Futter. Die Menschen sind ja immer irgendwie am Verhungern und würden nie einen Winter überstehen wie wir Spatzen.
Geredet wurde auch, aber gegen sowas bin ich als Spatz ja zum Glück immun. Meine Verwandschaft zwitschert mehr als genug, da muss ich mir nicht noch Menschengeschwätz anhören. Aber laut war’s, es wurde geröhrt und geplauzt, dass sich mir die Federn sträubten. Den Menschen gefiel’s offensichtlich, aber was will man von Ungefierten erwarten. Es sind halt schlichtere Gemüter als wir Spatzen und leicht zu unterhalten. „Brot und Spiele”, das sollen schon meine römischen Ur-ur-ur-Vorfahren gekannt haben.
Gerade als ich mal eine Pause einlegen und mich auf einem großen Haufen mit allerlei Gestrüpp niederlassen wollte, fing der plötzlich an zu qualmen und zu brennen. So ein Schreck aber auch! Nur gut, dass ich die Kurve gekriegt und mir keine Federn angekokelt habe. Na, hoffentlich haben’s alle raus geschafft, vor allem die vielbeinigen Fußgänger. Es dauerte jedenfalls nicht lange, da stand das ganze Gerödel und Geniste in Flammen, was den Menschen offensichtlich einen Mordsspaß bereitete. Die sind aber auch seltsam. Da jammern sie beinahe täglich etwas von Weltuntergang, kaufen sich komische Autos und fressen unsereins neuerdings sogar die Käfer und Larven weg, um das Klima zu retten – und dann lassen sie es qualmen, als gäb’s kein Morgen. Aber ich bin ja nur ein Spatz und kann sowas nicht wirklich verstehen.
Am Ostermontag packte mich die Neugier und ich bin noch einmal zur Trabrennbahn geflattert. Schön war’s. Unsereiner war wieder unter sich und nur die üblichen komischen Vögel waren unterwegs. Das Osterfeuer hatte ausgefeuert, aus dem großen Aschehaufen qualmte es immer noch. Hier und da gab es für mich ein Krümelchen aufzupicken, denn Menschen sind ja beim Essen nicht so kultiviert wie wir Spatzen. Denen fällt immer was runter. Ich freu mich schon aufs Parthenfest, dann gibt es für unsereins wieder Nachschlag.
Apropos Parthenfest: Bis dahin ruht die Trabrennbahn wieder mehr oder weniger still vor sich hin. Das heißt, sie ruht ja weniger, sie ist damit beschäftigt, zu verfallen. Das fast 95 Jahre alte Tribünengebäude bröselt und trägt verbirgt Teile seines Elends neuerdings schamhaft hinter einem grünen Netz. Meine Verwandschaft aus dem Familienzweig der Höhlenbrüter wird dort wohl bald ihr Wohnraumproblem lösen können. In den Zielrichterturm wollen sie allerdings lieber nicht einziehen. Eine Kohlmeise hat mir gestern zugezwitschert, dass sie ja nicht verrückt sei. Man könne nicht wissen, wie lange es der Turm noch macht. Und während des Brütens ist es Essig mit Umzug. Das versteh‘ ich, auch wenn ich nur ein Spatz bin.
Aber wer weiß: Vielleicht geschehen ja Zeichen und Wunder und die Gebäude der Trabrennbahn erstrahlen zum 100. in neuem Glanz. Aber vielleicht ist das nur ein Träumchen und kommt von den komischen Krümeln, die ich gestern einem sehr entspannt wirkenden Raucher weggepickt habe. Ich fühl mich so leeeiiicht … -ps