Brennende Felder, Lichterketten, Lagerfeuer und Deostress

Der Dienst bei der Feuerwehr ist nichts für Weicheier. Was wie ein lockerer Spruch klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die ehrenamtlich tätigen Kameraden der  Ortswehren von Borsdorf, Panitzsch und Zweenfurth geraten nicht nur bei der Ausbildung ins Schwitzen, sondern riskieren regelmäßig Gesundheit und Leben im Einsatz. Und nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz und manchmal bleibt „zwischendurch“ kaum Zeit für die Erholung, wie z.B. in der zweiten Julihälfte. Über diese sehr spezielle Erfahrung sprach parthenspatz.de exklusiv mit dem Borsdorfer Ortswehrleiter Jens Beckmann.

Los ging’s am 14. Juli 2019 mit der Alarmierung zu einer Türöffnung, um dem Rettungsdienst den Weg zu einer leblosen Person frei zu machen. Zwei Tage später wiederholte sich das Szenario. Noch eine Türöffnung. „Dabei wurde ein typisches Problem deutlich:  Es war um die Mittagszeit, viele unserer Kamaraden arbeiten auswärts und so rückten wir mangels komletter Besatzung mit nur zwei Einsatzkräften aus“, berichtete Jens Beckmann. Dann gab es noch eine Alarmierung nach Zweenfurth zu einem vermeintlichen Barackenbrand, der sich vor Ort als brennende Baumwurzel entpuppte. Das Stromkabel einer LED-Kette hatte ein „pyromanisches Eigenleben“ entfacht …

Und dann wurde es in mehrfacher Hinsicht heiß: Bei Temperaturen über 30 Grad und anhaltender Trockenheit war die Getreideernte in vollem Gang. Am 25. Juli stiegen zwischen Panitzsch und Plösitz Rauchsäulen in den Himmel. Auf Facebook kochte die Gerüchteküche, von „Bränden auf mehreren 100 ha“ war die Rede. So schlimm war es dann doch nicht, aber der Feldbrand brachte einige der angerückten Feuerwehren in Bedrängnis, denn von Leipzig her wehende Wind trieb Flammen und Rauch auf sie zu. Außerdem mangelte es an Löschwasser. Die Borsdorfer Wehr rollte von der Panitzscher Rennbahn her auf Sicht an und hatte den Wind im Rücken. Besonders wichtig: Dank ihres „Tankers“, eines mehr als 50 Jahre alten Deutz-Oldtimers, hatten die Borsdorfer Wasser dabei.

„Wir waren auf uns allein gestellt und wurden zwischendurch vom Feuer eingeschlossen, aber alles ist gut gegangen“, resümierte Jens Beckmann. Problematisch sei gewesen, dass sich auf dem Tanklöschfahrzeug keine Atemschutzausrüstung befindet. Das habe ihm die neue Erfahrung beschert, auf einem Erkundungsgang tatsächlich die Orientierung zu verlieren. Mit ihrem Löscheinsatz haben die Borsdorfer Kameraden dazu beigetragen, die Kleingartenanlage „Narzisse“, an deren Zäunen die Flammen bereits genagt hatten, vor dem Feuer zu bewahren. „Da hat es gut getan, dass sich nach dem Einsatz gleich mehrere Kleingärtner bei uns bedankt haben.“

Und dann? Ging es wenige Stunden später mit dem nächsten Feldbrand weiter, diesmal an der Sommerfelder Straße in Taucha. „Wir unterstützten vor Ort die Feuerwehren aus Leipzig, Engelsdorf, Taucha, Jesewitz, Merkwitz und Eilenburg“, erinnert sich Jens Beckmann. Während des Einsatzes löste ein Erntefahrzeug einen weiteren Brand aus,  der durch die Feuerwehren Panitzsch, Eilenburg und Jesewitz gelöscht wurde. Zwischendurch wurden mit dem Borsdorfer Mannschaftstransporter weitere Kameraden zum Einsatz nachgezogen, um die Ablösung erschöpfter Einsatzkräfte zu ermöglichen. „Das wurde angesichts der Dauer und der hohen Temperaturen notwendig, unsere Leute gerieten immer wieder ans Limit.“

Heimlicher Star des Tages war wieder das betagte Tanklöschfahrzeug, das in vorderster Front eingesetzt und von moderneren Tankern mit Wasser versorgt wurde. „Die alte Dame“ (so der in der Borsdorfer Wehr übliche Kosename) bewährte sich erneut im Einsatz, blieb aber letzten Endes auf der Strecke. Nach dem Einsatz konnte das Tanklöschfahrzeug den Ort des Geschehens nicht mehr aus eigener Kraft verlassen und musste bei der Firma Berkner in Brandis instandgesetzt werden. Tags darauf war der Tanker wieder fit.

Langeweile kam auch nach dem (vorläufigen) Ende der Feldbrandsaison nicht auf. Dafür sorgten zwei weitere Einsätze, zu denen die Kameraden gerufen wurden. Am späten Nachmittag des 27. Juli musste ein illegales Lagerfeuer in der Leipziger Straße abgelöscht werden. Am 28. Juli, kurz vor 4 Uhr, wurde der Sonntagmorgen durch den nächsten Alarm verdorben. Diesmal hatte die Brandmeldeanlage in der „UMA-Unterkunft“ der Diakonie auf wie-auch-immer eingesetztes Deospray (!) reagiert.

Für Jens Beckmann gibt es vor allem ein Fazit: „Hut ab vor dem großen Einsatz unserer Kameraden, die ungeheuer gefordert worden sind. Hut ab aber auch vor der Technik, die unter schwierigen Bedingungen im Einsatz war.“ Umso deutlicher sei aber nun geworden, dass bei der künftigen Bedarfsplanung insbesondere auf den Ersatz des Tanklöschfahrzeuges gedrungen werden muss, das schon seit mehr als einem halben Jahrhundert im Feuerwehrdienst steht.

 

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