Schönste Kleingartenanlage gesucht: Vereine aus Borsdorf und Zweenfurth sind im Rennen.

Im Landkreis Leipzig gibt es 209 gemeinnützige Kleingärtnervereine (KGV), die in einem Regional- oder Kreisverband organisiert sind. Und welcher dieser Vereine hat die schönste Anlage? Um diese Frage zu beantworten, lobte der Landkreis in diesem Jahr erstmals einen Wettbewerb um die schönste Kleingartenanlage aus. Zugleich sollte auf diese Weise das Kleingartenwesen im ländlichen Raum gefördert und mehr ins öffentliche Interesse gerückt werden. Unter den drei Titelaspiranten sind mit „Hans Otto“ (Borsdorf) und „Grüner Winkel“ (Zweenfurth) gleich zwei Vereine aus unserer Gemeinde.

Am 7. August 2019 kam für beide Bewerber die sprichwörtliche Stunde der Wahrheit. Eine fachkundige Kommission, bestehend aus Vertretern des Landratsamtes und der Kleingartenverbände, nahm die Anlagen eingehend unter die Lupe, löcherte die Vertreter der Vereine mit Fragen und verschaffte sich einen möglichst umfassenden Eindruck vom Vereinsleben. Bei der Begehung im Borsdorfer Kleingärtnerverein „Hans Otto“ war parthenspatz.de zwischen Rosenbeet und Apfelbaum mit von der Partie.

Wolfgang Garrandt, der Vorsitzende des Vereins, sowie mehrere Mitglieder des Vorstandes begrüßten die Besucher am Eingang der Anlage. „Wir haben hier nichts herausgeputzt für die heutige Begehung, sondern zeigen alles so, wie es immer ist“, betonte er. „Wir haben auch einige Baustellen, weil zurzeit die Elektroanschlüsse erneuert werden.“ Gesine Sommer, die Leiterin der Bewertungskommission, machte deutlich, dass es bei der Titelvergabe nicht allein ums tolle Aussehen einer Anlage geht. In die Bewertung fließen u.a. die Einhaltung der Vorgaben des Bundeskleingartengesetzes ein, aber auch die Zugänglichkeit der Anlage für Besucher, der Zustand der Gemeinschaftseinrichtungen sowie der Natur- und Umweltschutz. Weitere Kriterien sind die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins und seine Zusammenarbeit mit Kindereinrichtungen und Schulen.

Beim etwa einstündigen Rundgang konnten die Borsdorfer kräftig punkten. Die berüchtigten „Betongärten“ gibt es in der Anlage nicht, dafür jede Menge Anbau von Obst und Gemüse. Am Garten von Dieter Stein, dem früheren Vereinsvorsitzenden, berichtete Wolfgang Garrandt, dass die Parzelle häufig von Kindern einer Borsdorfer Kita besucht werde, die dort viel über das Wachsen und Gedeihen erfahren. Dieter Stein, der sich jetzt als Fachberater engagiert, präsentierte stolz seine Kartoffelernte und berichtete von seiner Arbeit mit dem „Kleingärtnernachwuchs“.

An einer etwas weniger „aufgeräumten“ Parzelle erläuterte der Vereinsvorsitzende schmunzelnd „Die bewirtschaftet unser Grüner“. Anerkennend wies er auf die Vielfalt im Garten hin, die zahlreichen Insekten Lebensräume bietet. Hin und wieder hänge der Kleingärtner bei Dunkelheit im Garten ein Laken auf und beleuchte es, um Falter und Schwärmer anzulocken und zu bestimmen, berichtete Garrandt.

Zum Rundgangsprogramm gehörte auch der frühere Mustergarten der Anlage, in dem zwei Apfelbäume stehen, an deren Zweigen die „Edelborsdorfer“ reifen. Die Bäume waren ein Geschenk der Gemeinde Borsdorf zum 90jährigen Bestehen des Vereins vor elf Jahren. Und natürlich wurde den Besuchern unter dem Siegel der Verschwiegenheit auch erzählt, dass es mit dem Borsdorfer Apfel so eine Sache sei … der verdanke seinen Namen nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach dem Dorf Pohrsdorf bei Meißen, aber man soll ja nicht gar zu kleinlich sein.

Der Vereinsvorsitzende machte keinen Hehl daraus, dass er mit dem Zustand einiger Parzellen nicht zufrieden ist und verwies hier auf eine Fichtenhecke, dort auf ein paar große Lebensbäume. Zumeist seien es ältere Pächter, denen das Entfernen dieser kleingartenuntypischen Gehölze nicht zugemutet werden könne. Ein anderer Garten, der das Bild etwas trübte, gehöre einer Pächterin, die weggezogen sei und den Garten zum Jahresende abgebe.

Auch auf einige Zeugen der Geschichte des Kleingärtnervereins machte der Vorsitzende aufmerksam. Dabei handelt es sich um Lauben aus den Anfangsjahren des Vereins, die mittlerweile um die 100 Jahre alt sind. Apropos Geschichte: Namensgeber und zugleich Stifter der Anlage ist der Borsdorfer Bauer Hans Otto. Als dieser in den Ersten Weltkrieg ziehen musste, stiftete er das Gelände der Gemeinde Borsdorf und verband das mit der Auflage, es gemeinnützig zu nutzen. Hans Otto blieb im Krieg, doch die Kleingärtner halten sein Vermächtnis in Ehren und begrüßten 2018 zum 100jährigen Bestehen ihres Vereines einen Enkel des Stifters beim Jubiläumsfest.

Der Rundgang endete im Vereinsheim, das die Mitglieder mit viel Arbeit und Engagement errichtet haben. Dank zahlreicher Modernisierungen ist es der Mittelpunkt des Vereinslebens und wird von den Kleingärtnern auch für Familienfeiern usw. genutzt. Gesine Sommer informierte die Vertreter des Vereins dort über die weitere Verfahrensweise. Jedes Mitglied der Kommission werde seine Eindrücke in die Gesamtbewertung einfließen lassen. Wie diese am Ende ausfällt und ob die Anlage des KGV „Hans Otto“ sich künftig „Schönste Kleingartenanlage des Landkreises“ nennen darf, bleibt vorerst das Geheimnis Kommissionsmitglieder. Gelüftet wird dieses Geheimnis Anfang Oktober beim 22. Sächsischen Landeserntedankfest in Borna.   André Dreilich

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