Letztens hatte ich meinem Angetrauten einen Vorschlag unterbreitet, was die Leute in und um Borsdorf auf Parthenspatz.de interessant finden könnten. „Schreib doch mal auf, wo Du so lang läufst und was Du da so siehst.“ Seine Antwort: „Mach Du das doch. Du wolltest ja sowieso wieder mehr laufen.“ Und so beginnt mit diesem Beitrag meine Wieder-Schreiblauf-Ära.
Sonniger Nachmittag bei 18 Grad und etwas Wind. Raus aus der Tür und los. Vorher hatte ich noch überlegt, die Laufuhr mitzunehmen; also das Dingens mit dem GPS. Hab’s gelassen, damit die Uhr sich nicht verklappst vorkommt. Mein Angetrauter hat seine um, da kann nichts schief gehen. Warum er gelegentlich mit einer solchen Schnecke wie mir läuft, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben.
Hinter den letzten Häusern der Vogelsiedlung geht’s rechts rum auf die Gerichshainer Straße, genauer das, was von der einstigen Straße noch übrig ist. Kurz danach geht mir schonmal die Puste aus. Ein strafender Blick von rechts und wenig später die liebliche Aufforderung: „Woll‘n wir dann mal wieder?!“ Also links herum auf den Feldweg, ausgeschildert als „Thomas-Allee“. Ich freue mich immer, dass der Feldrain in privater Initiative bepflanzt wurde. Leider haben es nicht alle Bäumchen über den trockenen letzten Sommer geschafft. Aber immerhin, die Kirsche hat überlebt und trägt schon Früchte.
Am Ende des Feldweges hopple ich rechts über eine Wiese und schon haben wir wieder Asphalt unter den Füßen. Ich pfeife wie ein alter Dampfkessel und lege eine Gehpause ein. Wieder der strafende Blick von rechts. Am grünen Pfosten des Piesteritzer Versuchsfeldes geht es wieder los. Der Kommentar meines Gatten: „Hier geht’s bergab, das musst du nutzen.“ Dann geht’s wieder bergauf, ich wandere und mein Blick tut das auch. Am Ende des Anstieges bewundere ich immer wieder diesen fein geordneten Garten. Jede Hecke, jeder Buchsbaum ist perfekt. Ich sage nur: Gärtnerfamilie.
Für uns geht’s oben links herum und die Straße entlang Richtung Kreuzung Sehliser Straße. Das Gras am Rand wächst ordentlich hoch. Für vielerlei Getier ist das sicher gut, die Autofahrer wird’s nerven, aber Fuß vom Gas hilft.
Apropos Fuß: Der rechte tut weh und der linke auch. Und weil aller guten Dinge drei sind, meldet sich auch ein Knie. Aber ehe ich mir wieder strafende Blicke einfange, ignoriere ich das heldenhaft. Soll das Laufen nicht Glückshormone ausstreuen? Wann genau passiert das? Wahrscheinlich weit jenseits meines aktuellen Leistungsvermögens. Ein Blick in das kleine Wäldchen an der Kreuzung lenkt mich ab. Neben vielem anderen Unrat (Es lebe die Abschaffung der Einwegbecher!) ärgere ich mich seit Jahren über den Strunk einer abgeschnittenen Yucca-Palme, der dort entsorgt wurde.
Endlich die Einmündung in die Straße nach Sehlis, links halten nach Panitzsch und schon kommt er: ein Berg. Nein, der Berg. Mount-Everest-gleich türmt er sich vor mir auf, ist aber auch eine gute Gelegenheit, ein paar Schritte zu gehen. „Ab Mast wieder“ höre ich von rechts. Na, wenn’s denn sein muss. Als ordentlicher Beamter laufe ich ab Ortseingangsschild Panitzsch wieder auf der rechten Seite. Es geht bergab und der Blick nach rechts zeigt eine wahre Landidylle: Wiesen, Koppeln, Pferde. Und am Straßenrand wachsen Pilze. Ob sie für Menschen genießbar sind? Egal, aber Igel, Schnecken und anderes Kleingetier laben sich daran gern. Dumme Menschen haben einen umgetreten und noch dümmere Menschen zwei coole Kaffeebecher hingeschmissen. Warum können die ihren Mist nicht einfach mitnehmen? Bis das Zeug verrottet, vergehen viele Jahre.
Über den Pferdekoppeln thront die Panitzscher Kirche. Dank Wikipedia weiß ich, dass diese Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert stammt. Achtung, Angebermodus: Sie ist ein romanischer Sakralbau und wird gemeinsam mit der Bergkirche Beucha und der Kirche Hohen Thekla als einer der drei Hohe Priester benannt. Na, da werde ich mich beim nächsten Lauf hinschubsen lassen.
Jetzt geht’s erstmal noch die Sehliser Straße entlang. Des Obersts Kampfdackel zur Linken sind heute nicht im Dienst. Dafür wächst wunderbarer Lavendel durch den Zaun. Das wird bald die Hummeln freuen … An der Kreuzung beim alten Konsum lege ich mich in die Kurve. Es geht eine Kehre linksrum in die Gerichshainer Straße und schon wieder bergauf. Doch Erlösung ist in Sicht. Am letzten Haus rechts in den Amselweg. Mein Gatte schubst sachte, damit ich nicht gleich wieder rechts abbiege, sondern noch ein paar Meter mehr auf die Uhr bekomme.
Na gut, die Straße bis zur nächsten Kreuzung, dann rechts rum und gleich wieder rechts. Überall gepflegte Vorgärten, blühende Sträucher und gut gestaltete Töpfe. Jeder hat eine anderen Stil, ist aber auch gut so. Wäre ja sonst langweilig. So, und nun Endspurt, der nicht wirklich ein Spurt ist. „So schnell stirbt es sich nicht“, kommentiert mein Mann meinen Zieleinlaufswehlaut. Für Statistik-Fans: 4,7 km, über die Zeit darf ich den Mantel des Schweigens hüllen; und ich habe mir ein Glas Wein verdient.
Und hier die Karte für alle, die es ganz genau wissen wollen:
Herzlichen Dank an Sebastian Drews für die Anregung.
Beim nächsten Mal gibt‘s eine andere Runde und andere Gedanken. Ines Dreilich
PS.: Wenn ich mal bei Ihnen lang- oder Sie mitlaufen wollen (letzteres bitte sehr gemütlich, mein Angetrauter scheucht mich schon genug), melden Sie sich bitte. Ein Klick auf „Kontakt” genügt.