Normalerweise ist der Borsdorfer Sportplatz ein recht angenehmer Ort. Dass sich dort aber auch das Tor zur Hölle auftun kann, erlebten insgesamt 36 Kameraden der Ortswehren von Borsdorf, Panitzsch und Zweenfurth am letzten Aprilwochenende bei einer so genannten Realbrandausbildung. Dazu hatte die Firma Atemschutz Röser am Eingang des Sportplatzes einen Brandcontainer aufgebaut. Dieses pechschwarze Monstrum enthält einen Hindernisparcours, den die Kameraden in voller Ausrüstung absolvieren „durften”. Um dabei „Langeweile” zu vermeiden, musste der finstere Container abgesucht und z.B. Brandopfer sowie andere Überraschungen geborgen werden. Und ganz nebenbei war es im Container höllisch heiß. Dank großzügiger Holzfeuerung herrschten im ersten Teil des Brandcontainers lässige 200 Grad; „zur Eingewöhnung”, wie Kamerad Mathias Meder schmunzelnd feststellt. Etwas weiter im Inneren der Anlage brachten brandheiße 250 bis 300 Grad die Einsatzkräfte an ihre Grenzen.
Begonnen hatte die Ausbildung bereits am 26. April mit einem freitäglichen Theorieteil. Dabei erläuterten Ausbilder die bei der Ausbildung zu lösenden Aufgaben, gaben Hinweise zum Ablauf und zu den Anforderungen im Brandcontainer. Mit von der Partie waren dabei auch Kameraden aus Taucha, auf die der Brandcontainer zwei Tage später wartete. Doch grau ist alle Theorie …
„Es ist sehr gut, dass wir die Möglichkeit haben, unser Können unter derart extremen Bedingungen zu erproben und dazuzulernen”, machte Mathias Meder deutlich. „Die 20 Minuten im Container waren brutal und haben mich ans Limit gebracht.” Mangels Sicht musste die Umgebung ertastet werden, die Hitze sei auch durch die dicke Schutzkleidung zu spüren gewesen. Selbst nach Verlassen des Containers war Vorsicht geboten, denn Kleidung und Helm waren noch heiß genug, um Verbrennungen hervorzurufen.
„Sauna ist ein Sch…dreck dagegen”, fasste Olivia Bier ihre Eindrücke nachdem Verlassen des Containers zusammen. Für die die einzige Frau in der Einsatzabteilung der Ortsfeuerwehr Borsdorf war es eine Premiere: Die junge Kameradin hatte bisher weder in der Ausbildung noch im Einsatz eine Feuerprobe zu bestehen und sich an der Seite von Jens Beckmann durch den Container gekämpft. Besonders hart sei es durch das verdampfende Löschwasser gewesen. „Schön warm war’s”, resümierte der Wehrleiter das Erlebte, nachdem er ausgiebig verlorene Flüssigkeit nachgefüllt hatte. „Es war sehr anspruchsvoll, in voller Montur durch die Autoreifen zu kommen, und die Rettung der verunglückten ‚Person‘ war auch nicht ohne.”
„Was meint Ihr, wie schwer die Puppe gewesen ist?”, fragte Ausbilder Thomas Keck die beiden. Mit ihrer Schätzung „mindestens 80 Kilo” lagen beide weit daneben. „60 Kilo waren’s; deutlich weniger, als der ‚Durchschnittsdeutsche‘ auf die Waage bringt”, erklärte Keck. „Umso wichtiger ist es, dass Ihr das Retten hilfloser Personen in Eurer Ausbildung übt, denn dabei kommt es auf gute Abstimmung zwischen den Kameraden an.“ Nach einigen weiteren Hinweisen, so z.B. dem Durchsuchen von Schränken bei einem Wohnungsbrand, um dort versteckte Personen retten zu können, war die Lektion für Olivia Bier und Jens Beckmann beendet.
Wobei … noch nicht ganz: Der Wehrleiter meldete einen Wiederholungswunsch an. „Ich will da nochmal rein …” André Dreilich